Umweltschule in Europa - Das Wolfsprojekt

Wie die NWZ in ihrer Ausgabe vom 07.12.2016 berichtete, hat sich der WPK Naturwissenschaften am vergangenen Dienstag einen Vormittag lang intensiv mit der Rückkehr des Wolfs nach Niedersachsen auseinandergesetzt. In Kooperation mit dem Umweltbildungszentrum und dem Hegering Ammerland erfuhren die Schülerinnen und Schüler wichtige Einzelheiten über den Wolf und setzten sich mit den Positionen von Landwirten, Jägern, Wolfsberatern und Behörden auseinander. Ziel der Veranstaltung war, das Märchen vom "Bösen Wolf" in seiner Pauschalisierung in das Reich der Märchen zu verweisen und statt dessen einen aufgeklärten Umgang mit dem menschenscheuen Raubtier zu fördern.

Von der 1. bis zur 5. Stunde haben sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 2a heute mit dem Wolf auseinandergesetzt und selbst eigene Erfahrungen in der Rolle als Wölfe gesammelt. Angeleitet wurden sie dabei von Mitarbeiterinnen des Umweltbildungszentrums Ammerland, darunter auch Frau Teske, eine Kollegin unserer Schule.

Kann Lotte ruhig allein zum Haus ihrer Oma gehen, obwohl im Wald ein Rudel Wölfe lebt? Und was ist mit den Schafen auf der Weide? Lotte hat keine Angst vor dem "Bösen Wolf" wie Rotkäppchen damals, denn sie hat sich informiert und weiß gut über den Wolf und sein natürliches Verhalten Bescheid. Doof nur, dass Oma ihren Burger, den sie nicht mochte, einfach aus dem Fenster geworfen hat. Was machen die sonst so menschenscheuen Wölfe jetzt...? Oma sollte sich wohl auch lieber ein bisschen besser informieren!

Kann ein Rudel Wölfe eine andere Tierart zum Aussterben bringen? Das behaupten zumindest Menschen, die Angst vor der Rückkehr des Wolfes nach Deutschland haben. Dieser Frage sind die Schülerinnen und Schüler der Klasse 2a in einem Spiel nachgegangen. Was glaubst du? Wenn du es wissen willst, kannst du die Kinder gerne fragen. Sie haben eine Antwort gefunden und können auch erklären, warum das so ist. Vielleicht wollt ihr das Spiel ja auch mal zusammen auf dem Schulhof spielen. Es macht Spaß und hilft garanziert gegen kalte Füße!

Ein echter Wolfspelz zum Anfassen und Ansehen, das war wirklich etwas ganz Besonderes. Die Mitarbeiterinnen des Umweltzentrums hatten ihn vom Deutschen Zollmuseum in Berlin ausgeliehen. So konnten die Kinder selbst sehen, welche besonderen Merkmale einen Wolf ausmachen. Man brauchte nur ganz wenig Fantasie um sich vorzustellen, wie das hübsche Tier mal in ganz lebendig ausgesehen hat.Und klebte da nicht sogar noch ein bisschen trockenes Blut an der Pfote? 

Wolf oder Hund - das ist hier die Frage! Zum Glück wissen wir jetzt, worauf wir achten können, wenn wir tatsächlich mal einem Tier begegnen, das aus der Ferne wie ein Wolf aussieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir in freier Natur einem Wolf begegnen, ist allerdings sehr, sehr klein. Man trifft beim Spazierengehen ja auch nicht ständig auf Rehe oder Hasen, obwohl es davon viel mehr gibt als von den Wölfen. Die wilden Tiere sind halt ziemlich scheu und können sich gut vor uns Menschen verstecken.

Können wir Menschen so laufen wie Wölfe? Na ja, wir können es zumindest versuchen, aber wir sind wirklich nicht dafür geschaffen uns auf vier Beinen im schnürenden Trab vorwärts zu bewegen. Eher würden wir umkippen als dass wir bis zu 70 km am Tag in dieser Gangart zurücklegen könnten. Die Wölfe hingegen sind darin wahre Künstler! Weißt du, wie viele Fußabdrücke man im Waldboden sieht, wenn der Wolf einen Schritt macht? Oder weißt du vielleicht sogar, wie viele Fußspuren ein ganzes Wolfsrudel hinterlässt?

Stell dir vor, du entdeckst Spuren im Wald. Könnten die vielleicht von einem Wolf sein? Oder war es eher ein Fuchs? Oder doch nur ein ganz gewöhnlicher Hund auf seiner alltäglichen Gassirunde? Also, wenn direkt daneben Schuhabdrücke von Menschen sind, war es wahrscheinlich weder ein Wolf noch ein Fuchs. Aber was, wenn nicht? Dann nimm deine Messwerkzeuge raus und untersuche die Spuren, denn die Größe kann dir viel darüber verraten, wer hier seinen Abdruck hinterlassen hat.

Gehört der andere Wolf da drüben auch zu meinem Rudel? Um das zu überprüfen, nutzt der Wolf seine Ohren und seine Nase. Mit seinen Ohren lauscht er, ob der andere Wolf die gleiche Sprache spricht wie er. Mit seiner Nase überprüft er, ob der Geruch des anderen Tieres mit seinem eigenen übereinstimmt. Auch das haben die Kinder der Klasse 2a ausprobiert. Riecht das jetzt genauso? Oder ein ganz bisschen anders? Ganz schön schwierig! Spätestens nach dem dritten Schnuppertest war die Nase bei den meisten vollkommen verwirrt. Wir sind halt keine Wölfe...

So, die Rudel haben sich gefunden: Fähe, Rüde, Jährlinge und Welpen. Aber wo auf dem Schulhof ist ihr Revier? Bloß gut, dass die Wölfe auch dort ihre Duftmarken hinterlassen haben. So können die Tiere zum einen ihr eigenes Revier am Geruch erkennen, können aber auch riechen, ob in einer Gegend vielleicht schon ein anderes Wolfsrudel wohnt und sie besser noch ein paar Kilometer weiterwandern. Aber einmal ehrlich - kennt ihr das nicht auch? Riecht es nicht zum Beispiel bei eurer Oma ganz anders als bei euch zu Hause?

Nach einem spannenden Tag mit vielen neuen Erfahrungen und vielen neuen Informationen kamen für die 5. Stunde noch Frau Backhus und Herr Fittje vom Hegering Edewecht mit ihrem Jägermobil. Sie beantworteten alle noch übrig gebliebenen Fragen der Kinder, testeten das neu erworbene Wissen über Wölfe ab und händigten zum Abschluss jedem Kind eine Urkunde als Junior-Wolfsberater aus.

Was würde der Wolf wohl schreiben, wenn wir ihn bitten würden, eine Seite in unserem Freundebuch auszufüllen? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Kinder der Klasse 2a am Tag nachdem sie zu Junior-Wolfsberatern ausgebildet worden waren. Jedes der anwesenden 24 Kinder wusste noch mindestens eine Eigenschaft, die sonst noch niemand genannt hatte. Es passte gar nicht alles auf die Tafel, und auch die Zettel der Kinder waren am Ende ganz schön vollgeschrieben. 

Die Aufregung in der Klasse war groß: Die Angst vorm "Bösen Wolf" - Viehhalter protestieren vor dem Landtag in Hannover. So hatte es morgens auf der ersten Seite der NWZ gestanden, und mehrere Kinder hatten bereits morgens beim Frühstück mit ihren Eltern darüber gesprochen. Eine Schülerin hatte sogar die Zeitung mitgebracht, und einige sehr aufgebrachte Kinder hatten die Schultafel bereits für eine Gegendemo genutzt. (Nur das Datum an der Tafel war noch nicht aktualisiert worden.) Die Aussage eines Nutztierhalters, dass selbst Zäune die Wölfe nicht abhalten, löst in der Klasse großen Protest aus. Einige Kinder waren kurz davor einen Leserbrief zu schreiben, aber dann zeigt sich, dass Umweltminister Wenzel die Züchter bereits aufgefordert hatte, bessere Schutzmaßnahmen für ihre Tiere zu wählen als einfache Zäune. Große Erleichterung in der Klasse und Applaus für einen Umweltminister, der den Tierhaltern den gleichen Rat gab wie sie es als Junior-Wolfsberater getan hätten.