Deutsch-Französischer Austausch
Schüleraustauschfahrt des Profils „Sprachen“ (9. Jahrgang)
Vom 07.-11.06.2017 war es endlich soweit: Die erste Schüleraustauschfahrt nach Frankreich konnte an der GOBS Friedrichsfehn starten. Ziel war das Lycée Guillaume Budé in Boissy-St. Léger, einem Vorort von Paris.
Begleitende Lehrerinnen: Maike Sönksen und Anna Muszeika
Ein Reisebericht von Maike Sönksen
Bevor ich die einzelnen Etappen der Reise beschreibe, möchte ich mich bei allen an der Reise Beteiligten für Ihren Einsatz bedanken. „Merci beaucoup“, dass alle ihr Bestes gegeben haben, die Reise so schön und harmonisch werden zu lassen. Sogar das Wetter hat mitgespielt: Immer Sonnenschein und sommerliche Temperaturen. Herzlichen Dank an Anna Muszeika für die tollen Fotos!
Mittwoch, 07.06.2017
Donnerstag, 08.06.2017
Mal au coeur, mal au ventre, mal à la tête, mal au pays – Übelkeit, Bauchweh, Kopfweh und Heimweh, also das ganze Sortiment an Unpässlichkeiten, die in ungewohnten Situationen auftreten können, erfasste einige Schülerinnen noch am Vortag. Heute ist aber ein neuer Tag und wir starten fast ganz unbelastet. Frau Sönksen und Frau Muszeika stehen kurz vor 8:00 Uhr am Schultor des Lycée Guillaume Budé, um die Schülerinnen in Empfang zu nehmen. Die Sicherheitsmaßnahmen sind an französischen Schulen höher angesetzt als an deutschen Schulen. Die Schulen sind umzäunt und nur, wer sich ausweisen kann, darf die Schule betreten. Unsere Schülerinnen gehen mit ihren AustauschpartnerInnen für eine Stunde in den Unterricht. Da die Ferien kurz bevorstehen, ist der Unterricht nicht mehr bei allen Lehrkräften repräsentativ für Gymnasialunterricht. Man spielt eher Spiele oder guckt Filme.
Um 9.15 Uhr treffen wir uns in der Bibliothek, um eine Ausstellung über Auschwitz-Birkenau, die Herr Delelis mit seinem Geschichtskurs gestaltet hat, anzuschauen und zu diskutieren. Darauf folgt eine Führung durch das Gymnasium. Die Schülerinnen haben Gelegenheit, in jeweils eine Unterrichtsstunde für Hauswirtschaft und Pflege hinein zu schnuppern. Die französischen Schülerinnen stellen ihren Unterricht vor. Frau Sönksen übersetzt, damit auch alle alles verstehen. Darauf folgt noch einmal eine Unterrichtsstunde in anderen Fächern. Leider können die Schülerinnen den Deutschunterricht nicht kennenlernen, da der einzige Deutschlehrer, Monsieur Eric Alglave, die mündlichen Abiturprüfungen in Deutsch an diesem Tag abhalten muss.
Das gemeinsame Mittagessen in der Schulmensa bietet einige Überraschungen für unsere Schülerinnen. Das Essen wird hier vor Ort gekocht und ganz französisch gibt es verschiedene Gänge. Es werden mehrere Salate zur Auswahl gereicht, ein Hauptgericht vegetarisch, ein Hauptgericht mit Fleisch, ein Stück Käse, ein Stück Obst, ein Stück Gebäck und Wasser aus der Leitung.
Programmpunkt für den Nachmittag ist das Schloss Grosbois, das sich vor den Toren Boissys befindet. Das Schloss ist über 450 Jahre alt und wurde als Jagdschloss genutzt. Auf dem großen Gebiet des Schlosses befindet sich heute ein bekanntes Trabrennzentrum, in dem junge Pferde zu Trabrennpferden ausgebildet werden. Wir werden von einer Gästeführerin empfangen, die uns das Schloss auf unterhaltsame Weise präsentiert. Der namhafteste Besitzer des Schlosses ist Maréchal Alexandre Berthier, der ein enger Mitarbeiter von Napoléon Bonaparte war, sozusagen die „rechte Hand“ Napoléons. Wir erfahren, dass Napoléon in diesen Räumlichkeiten häufig zu Gast war. Tanzen war seine Sache nicht, dafür liebte er das Kartenspiel und war ein Meister im Schummeln. Während der deutschen Besatzungszeit diente das Schloss der deutschen Luftwaffe als Stützpunkt. Die Gästeführerin berichtet, dass man Fotos gefunden hat, die dokumentieren, dass die deutschen Soldaten den Schlossteich als Badeanstalt genutzt haben. Zum Schluss schauen wir uns den großen Saal, der mit Bildern von Napoléons berühmtesten Schlachten dekoriert ist und die Bibliothek an. Wir dürfen ein Original der Französischen Verfassung bestaunen, gedruckt direkt nach Gründung der ersten Republik.
Nach dem Parforce-Ritt durch die französische Geschichte haben die Schülerinnen und ihre AustauschpartnerInnen für den Rest des Tages Freizeit.
Freitag, 09.06.2017
Wir treffen uns um 8:15 Uhr am Bahnhof von Boissy, um ins Museum „Louvre“ nach Paris zu fahren. Der Geschichtskurs von Monsieur Delelis und die AustauschpartnerInnen fahren mit. Sie sind für einen Workshop „Kunstfotografie“ angemeldet. Uns erwartet im Louvre um 9:30 Uhr eine eineinhalbstündige deutschsprachige Führung zu den Hauptwerken des Museums. Wir haben Glück, denn so früh am Morgen ist das Museum noch nicht überfüllt. Die Kunstführerin kann die Schülerinnen u. a. für die „Mona Lisa“ (Leonardo da Vinci), die Gemälde der „Hochzeit von Kanaa“ (Veronese), „Freiheit“ (Eugène Délacroix) und die Skulpturen „Venus von Milo“ und „Nike von Samothrake“ so begeistern, dass sie erstaunt sind, als die anderthalb Stunden schon um sind.
Danach gehen wir in die Gärten des Palais Royal, die „Tuilerien“. Fliegende Händler und die Bäckerei „Paul“ stehen bereit, um uns mit Souvenirs und belegten Brötchen zu versorgen. Nach einer etwas länger als geplanten Pause (der Geschichtskurs hatte Schwierigkeiten, seine Taschen im Museum zurückzukriegen) gehen wir zusammen über die Place de la Concorde die Prachtallee „Champs-Elysées“ hinauf. Wohlgemerkt: Ammerland ist überall, auch auf den Champs-Elysées. Die ammerländische Baumschule Bruns hat eine Dépendance in Paris und so einige ihrer Bäume zieren die Champs-Elysées. Die Boutiquen der Edeldesigner Chanel, Dior, Yves Saint Laurent etc. befinden sich auf den Champs-Elysées, aber auch H&M und andere Geschäfte für herkömmliches Portemonnaie, so dass die Schülerinnen getrost shoppen gehen können. Am Arc de Triomphe treffen wir uns alle wieder, um zusammen zum Eiffelturm zu fahren. Die Tickets für 15:30 Uhr bereits vorbestellt, so dass wir, genauso wie im Louvre, nicht mehr anstehen müssen. Wir fahren mit dem Aufzug in die zweite Etage und alle sind überwältigt von dem Ausblick. Es werden Fotos ohne Ende gemacht. Monsieur Delelis ist eine große Hilfe im Benennen und Beschreiben der zu sehenden Sehenswürdigkeiten. Auch hier vergeht die Zeit wie im Fluge. Nach etwa anderthalb Stunden fahren wir mit dem Lift wieder hinunter und gönnen uns am Ufer der Seine auf der Höhe des Trocadéro einen spätnachmittäglichen Snack. Danach geht es nach Hause.
Sonnabend, 10.06.2017
Heute geht es um 8:45 Uhr los. Wieder vom Bahnhof Boissy aus, wieder nach Paris, wieder zusammen mit den französischen AustauschschülerInnen. Zuerst wollen wir die Kathedrale „Notre Dame“ besuchen. Die Menschenschlange davor ist sehr lang, aber wir kommen relativ schnell voran. Kurze Hose, lange Hose, was zieht man an, wenn man diese Kirche besucht? – all‘ das wurde am Vortag lang und breit erörtert. Und, wie wir nun feststellen, ist es tatsächlich so, dass Frauen in (zu) kurzen Hosen die Kathedrale nicht betreten dürfen. Mitgebrachte Haremshosen schaffen Abhilfe. In der Kathedrale selbst findet eine katholische Firmung statt Die ganze Kathedrale ist von Chormusik erfüllt. Es herrscht eine feierliche Atmosphäre. Die Schülerinnen sind sichtlich beeindruckt von den Stimmen des Chorleiters und denen der einzelnen jugendlichen SängerInnen, so dass sie länger als vermutet in der Kathedrale bleiben, um die Zeremonie zu verfolgen.
Wir gehen über die Ile de la Cité und Ile St. Louis (Inseln auf der Seine) mit Concierge (Gefängnis) und Palais de Justice (Gerichtsgebäude) ins Marais, dem mittelalterlichen Viertel von Paris. Früher war das Marais das Viertel der „kleinen“ Leute, abgeschottet von der Stadtmauer. Im 17. Jahrhundert errichteten betuchte Adelige hier ihr „Landhaus“ („Hôtel“), in dem sie residierten, wenn sie nicht gerade am Hofe Ludwigs des 14., 15. oder 16. verweilten. Viele Menschen aus den östlichen Staaten Europas, besonders aus Russland, wanderten in Paris ein, darunter auch viele Juden, die in der jüdischen Gemeinde des Marais aufgenommen wurden. Im Marais befindet sich das „Memorial de la Shoa“. An den Häuserwänden sind Plaketten mit Berichten zur Deportation der jüdischen Bevölkerung von Paris angebracht. Im Supermarkt „Franprix“ kaufen wir uns etwas zu essen und zu trinken und suchen uns auf der Place des Vosges einen schattigen Platz für ein mittägliches Picknick.
Danach spazieren wir durch das Marais in Richtung Centre Pompidou, dem bekanntesten und größten Kulturzentrum von Paris mit einer umfänglichen Bibliothek für die Studierenden und einem großen Museum der modernen Kunst. Eine äußere Rolltreppe führt hinauf auf die Dachterrasse, von der man einen sensationellen Blick auf Paris genießen kann. Die SchülerInnen schauen sich die ständige Ausstellung mit der Aufgabe an, ein Kunstwerk, das Ihnen besonders gefallen hat, zu fotografieren und zu kommentieren.
Nach einer Stunde Freizeit im Viertel „Beaubourg“ gehen wir ins Restaurant „Le cavalier bleu“, um dort zu Abend zu essen. Die Mutter des Austauschschülers Thibault Hemmar arbeitet als Konservatorin im Centre Pompidou. Dementsprechend kennt sich Thibault gut im Viertel aus und empfiehlt uns das oben genannte Restaurant. Monsieur Delelis verhandelt mit dem „patron“ (Besitzer), so dass wir für 16,-- Euro ein Hauptgericht plus Dessert bestellen können.
Nach dem köstlichen Essen machen wir uns mit der Métro auf den Weg zum Montmartre, dem Künstlerviertel, das sich auf einer Anhöhe befindet. Wir besichtigen die Kirche „Sacré coeur“ und genießen den schönen Ausblick auf die Stadt Paris in der Abendsonne. Das Highlight des Tages ist der Freestyle-Künstler Traoré. Er ist in der Lage, einen Fußball mit den Füßen zu jonglieren, während er eine der schönen Laternen der Belle époque hinaufklettert. Der Künstler ist unseren Schülerinnen aus dem ersten Französischlehrbuch (Lektion 4) bekannt. Wir kehren spätabends nach Boissy zurück.
Sonntag, 11.06.2017
Heute müssen wir leider schon wieder nach Hause. Am Bahnhof von Boissy verabschiedet man sich herzlich voneinander mit der Aussicht, dass die französischen SchülerInnen uns im September in Friedrichsfehn besuchen werden. Wir brauchen auf der Rückfahrt nur einmal umzusteigen, aber dieser Zugwechsel auf dem Frankfurter Bahnhof hat es in sich: „Au bout du souffle“ („Außer Atem“), denn wir müssen in Windeseile von Gleis 18 mit vollem Gepäck zum Gleis 1 rennen, schaffen es aber noch gerade. Gott sei Dank. Um 21:17 Uhr treffen wir in Oldenburg ein.